US-Neuzugang besticht nicht nur durch Schnelligkeit und Treffsicherheit, er ließ auch seine Mitspieler gut aussehen
Was für ein Einstand von Keoni Watson, was für ein Spiel in der Kleinmachnower BBIS-Halle. Dank all seiner Kampfkraft hat der RSV Eintracht Teltow/Stahnsdorf/Kleinmachnow am achten Spieltag der 2. Basketball-Bundesliga Pro B den SC Rist Wedel mit 80:77 (39:41) in die Knie gezwungen.
Jubel brandete unter den 395 Zuschauern auf dem Seeberg auf, als der jüngste RSV-Neuzugang aus den Vereinigten Staaten in der sechsten Spielminute eingewechselt wurde. Nur zwei Minuten später netzte der 27-jährige Watson, der beim BBL-Verein Göttingen und im mazedonischen Bitola Erstliga-Erfahrung sammelte, seinen ersten Dreipunktwurf ein. „Er ist erst am Donnerstag hier in Berlin gelandet. Hochachtung an unser Management, dass sie ihn noch spielberechtigt bekommen haben“, sagt RSV-Trainer Vladimir Pastushenko. Man habe Watsons Gefährlichkeit deutlich sehen können, auch wenn er noch nicht viele Würfe genommen habe. Dafür hätten seine Mitspieler immer wieder von freien Würfen profitieren können, so Pastushenko.
Ungeachtet der Lobeshymnen dominierten die Gäste aus Hamburgs Vorort das Startviertel – sie konnten sich auf ihre Speerspitze unter dem Korb verlassen. US-Riese Anthony Pettaway und sein deutscher Kollege Fabian Böke erzielten 19 der insgesamt 24 Wedel-Punkte in den ersten zehn Minuten.
Dank ihrer starken Zonenverteidigung und dem weiter fleißig punktenden Trio Pettaway-Böke-Johnston behielt Wedel bis zur Halbzeit die Führung. Beim RSV punktete bis dahin nur Kellen Williams zweistellig.
Auch nach der Halbzeit tat sich der RSV zunächst schwer. Der wertvollste Spieler der vergangenen JBBL-Saison, Ismet Akpinar, gesellte sich nun zu den fleißigen Punktesammlern der Schweswig-Holsteiner. Mit zwei Dreiern und einem Korbleger führte er Wedel sogar zur höchsten Gästeführung im Spiel (53:63; 29. Minute). „Erst dann sind wir aufgewacht“, fasste Vladimir Pastushenko nach dem Spiel zusammen.
Zu diesem Zeitpunkt war RSV-Center Tobias Lange bereits mit fünf Fouls ausgeschieden. Auch Mitspieler Oliver Mackeldanz hing mit seinen vier Fouls ständig das Damokles-Schwert der Spieldauer-Disqualifikation über dem Kopf, er hielt jedoch bis ins Schlussviertel durch.
Dort wurde es eng und dramatisch: 45 Sekunden vor Spielende brachte ein Verzweiflungsdreier von Gästespieler Florian Moysich die letzte Gästeführung (74:77). Yannick Evans konterte mit einem Korbleger, ehe Harold Johnston seinerseits einen Nahdistanzwurf daneben setzte. Den folgenden Schnellangriff unterband Wedel mit einem Foul – acht Sekunden waren noch zu spielen. Keoni Watson verwandelte beide Freiwürfe – er blieb bei seinen sechs Versuchen am Sonntagabend fehlerlos von der Linie und markierte acht seiner 18 Punkte im Schlussviertel.
Nachdem Gästetrainer Özhan Gürel seine letzte Auszeit genommen hatte, musste er mitansehen, wie Harold Johnston beim Antritt zu einem Lay-Up ins Straucheln geriet und den Ball 2,8 Sekunden vor Ultimo durch einen Schrittfehler verlor. Gürel meinte, zuvor ein Foul erkannt zu haben.
Ein folgendes Stop-the-clock-Foul der Gäste wurde als unsportlich gewertet, Thomas Schoeps ließ sich nach zuvor zwei Fehlversuchen diesmal nicht lange bitten und verwandelte die Freiwürfe. Anschließend lief Watson den Wedelern davon, die nicht mehr zu einem Foul kamen. Was folgte, war Euphorie und Jubel der tosenden Menge.
„Keoni Watson war wirklich unglaublich schnell, hat oft mehrere Defensivkräfte gebunden und uns letztlich auf die Siegerstraße gebracht“, resümierte Pastushenko.
„Das ist die schwerste Niederlage meines Lebens. So etwas habe ich selbst als Spieler nie erlebt. Stahnsdorf hat besonders im letzten Viertel unglaublich gekämpft, dafür mein Kompliment“, sparte Özhan Gürel nach der Partie nicht mit Superlativen.
Für den RSV Eintracht, der zurzeit mit zehn Punkten den sechsten Tabellenplatz belegt, punktete Keoni Watson mit 18 Punkten am besten. Wedel hatte in Anthony Pettaway (26) seinen erfolgreichsten Korbjäger.
Statistik RSV: Watson (18 Punkte), Williams (15), Butler (14), Evans (11), Modersitzki (8), Mackeldanz (7), Schoeps (6), Lange (1), Schulz (n. e.)