Interview mit Vladimir Pastushenko

Ich habe mich nach unserem gemeinsamen U18 Training mit Vladimir Pastushenko zusammengesetzt und ihm persönliche, wie sportliche Fragen zu seinem Leben als Basketballtrainer gestellt. Besonders interessiert hat mich sein Weg und seine Sicht auf den Basketball. Warum lohnt es sich Trainer dieser Sportart zu werden und was könnte man im Berliner Basketball noch besser machen?

 

Hallo Vladi, war Basketball deine erste Sportart, die du im Verein getrieben hast?

„Hallo Jurek. Nein, meine erste Sportart war Leichtathletik und das ist nur eine von vielen Sportarten, die vor Basketball kamen. Mit Basketball habe ich erst mit 15 Jahren angefangen und davor habe ich Fußball, Eishockey, Volleyball gespielt und sehr lange Handball. Erst danach habe ich mit Basketball angefangen.

Warum genau hast du dann mit Basketball angefangen bzw. was hat dich daran fasziniert, zum Basketball zu gehen?

„Gute Frage. Wie ich schon gesagt habe, ich habe Handball gespielt. Irgendwie bin ich krank geworden, meine Mannschaft war bei einem Turnier und in der Zeit hat mich mein Sportlehrer gefragt, ob ich für unsere Schule Basketball spielen und an einer Schulmeisterschaft teilnehmen möchte. Das habe ich einmal gemacht und das hat mir so gut gefallen, dass ich mich dazu entschieden habe, was Neues auszuprobieren. Danach ging es relativ schnell. Weil ich Basketball auch so interessant und intelligent als Sportart fand, und weil es sich auch ein bisschen von den anderen Sportarten unterschied. Also Basketball hat mir gleich deutlich besser gefallen und so bin ich beim Basketball geblieben.“

Du hast schon sehr viele andere Sportarten erwähnt, mit denen du vorher schon Kontakt hattest. Wenn du eine auswählen müsstest, welche Sportart wäre, abseits vom Basketball, aktuell deine Lieblingssportart?

„Beim selber Spielen wäre es Tennis. Das mache ich auch ab und zu. Oder Volleyball, das ist auch eine meiner Lieblingssportarten, die ich gerne in der Freizeit treibe, im Sommer dann Beachvolleyball. Wenn es ums Gucken geht, da gibt es, glaube ich, nichts Besseres als Basketball. Wie gesagt, selber spielen, dann sind das Tennis und Volleyball.“

Seit wann arbeitest du als Basketballtrainer?

„Arbeiten…“ (denkt kurz nach)

Oder bist tätig als Trainer.

„Ja, das ist besser formuliert. Schon ziemlich lange. Allein in Deutschland bin ich schon über 20 Jahre tätig. Ich habe im Jugendbereich angefangen und dann im Herrenbereich weitergemacht.“

Hast du ein Trainervorbild, wo du sagst, das ist quasi der perfekte Trainer? Oder jemanden, bei dem du sagst, das kommt der Perfektion nahe?

„Es gibt einen Trainer, der mir sehr gefällt, Greg Popovich. Ich mag seine Art und Weise, wie er mit den Spielern umgeht, wie er die Mannschaft nicht nur zusammenstellt, sondern wie und wofür er seine Spieler einsetzt. Seine Ideen sind sehr interessant. Ich durfte ihn auch live erleben. Das ist jemand, wo ich sagen kann, ja, das ist ein super Coach und Trainer, das ist nahezu ein Vorbild für mich.“

 

Du hast schon davon gesprochen, wie er sein Team ins Spiel bringt. Da kann man sich auch viel von abgucken. Was würdest du sagen, worauf müsste man beim Training mit Jugendlichen mehr achten, um den Basketball in Berlin weiterzubringen?

„Um Basketball in Berlin weiterzubringen…“

Worauf müsste man vielleicht im Training mehr den Fokus setzen?

„Mit deiner Frage hast du darauf hingedeutet, dass Basketball in Berlin nicht so weit ist. Ich finde, dass Basketball in Berlin sehr gut entwickelt ist und Berlin tatsächlich zu den Basketballhochburgen in Deutschland zählt. Es läuft alles relativ gut. Man kann natürlich einige Dinge ändern, damit man bessere Spieler hat, wie zum Beispiel mehr Athletik- und Krafttraining anbieten. Ich glaube aber in erster Linie muss man einfach mehr trainieren. Das ist halt so, dass viele Berliner Vereine einfach dafür sorgen, dass die Kinder Spaß haben und nicht auf der Straße sind. Das ist schon sehr gut und positiv, aber das ist nicht leistungssportorientiert. Um bessere Basketballer zu haben, muss man einfach deutlich mehr trainieren. Das habe ich auch selber in meinem Leben gemacht. Und dreimal pro Woche zählt hier fast schon zum Leistungssport. Das ist ein Unding. Ich komme aus der ehemaligen UdSSR und da hat man zweimal pro Tag trainiert, mit einem freien Tag in der Woche. Um ein besserer Basketballer oder Profibasketballer zu werden, muss man schon deutlich mehr Zeit und Energie investieren, besonders im athletischen Bereich. Aber die entscheidende Frage ist, ob die Jugendlichen das möchten. Wenn sie dazu bereit sind, dann gibt es Vereine, die sowas in Berlin anbieten. Neben Alba gibt es auch einige Vereine, die gute Arbeit leisten. Dazu zähle ich auch uns und unsere Kooperationspartner TuSLi und DBV. Da kann man hochwertigen Basketball spielen, auch deutlich mehr trainieren, NBBL spielen. Mittlerweile gibt es etliche JBBL Mannschaften in Berlin und das spricht alles dafür, dass in Berlin gut gearbeitet wird.“

Okay, vielen Dank. Die Frage sollte gar nicht unterstellen, dass Basketball nicht so weit ist, sondern mehr in die Richtung gehen, was noch gemacht werden müsste. Ich fasse das jetzt zusammen, dass generell das Angebot erweitert werden müsste, vor allem in der Spitze. Dass für die Spitze mehr Trainingseinheiten insgesamt angeboten werden müssen.

„Ja, so ungefähr. Die Sportler, die zu den Profis werden wollen, sollen im Verein mehr trainieren sowie in der Freizeit zusätzlich an den Grundlagen und mit dem Ball arbeiten. Ich möchte auch sagen, dass die Trainer in Berlin qualitativ sehr gut sind. Das weiß ich definitiv. Und ich denke, dass die Steigerung der Trainings-Quantität in erster Linie den Spielern helfen könnte.“

Welche Liga macht dir am meisten Spaß zu trainieren?

„Gute Frage. Wahrscheinlich die Liga, in welcher ich noch nicht gearbeitet habe. Ich habe eigentlich ab der U16 aufwärts alle Altersklassen trainiert, nur mit ganz jungen noch nicht viel zu tun gehabt. Der Unterschied ist der, dass man eigentlich bei den Erwachsenen schneller vorankommt. Von den Jugendlichen bekommt man viel mehr Feedback und das ist weniger stressig, finde ich. Verschiedene Altersklassen- unterschiedliche Vorteile, aber insgesamt ist es einfach eine super Sache, eine Mannschaft trainieren und formen zu dürfen.“

Das Letzte ist weniger eine Frage, als einfach drei Dinge, die du mir nennen sollst – gerade für junge Coaches. Es sollen drei Gründe sein, weshalb man als Trainer anfangen sollte. Was einen persönlich weiterbringt und welche Vorteile das für die persönliche Entwicklung bereithält.

„Ich glaube hier gibt es deutlich mehr als drei Gründe um das zu tun. In erster Linie würde ich das jedem empfehlen, weil Basketball ein sehr intelligentes Spiel ist, was gleichzeitig sehr komplex ist. Für mich ist es definitiv das beste Spiel überhaupt. Ich habe noch nie einen guten Trainer gesehen, der gesagt hat, ich weiß alles im Basketball. Das Spiel entwickelt sich ständig, wird immer interessanter, intensiver, schneller, hat sich im athletischen Bereich enorm gesteigert. Auch im taktischen Bereich, in Europa vor allem, hat es sich enorm entwickelt. Das ist ein sehr anspruchsvolles Spiel und deswegen muss man sich als Trainer ständig weiterentwickeln. Die zweite Sache, die ich ansprechen möchte, ist, dass es sehr interessant ist mit verschiedenen Charakteren zu tun zu haben und alle in einem Team unterzubringen und zu koordinieren. Noch ein Grund: Man soll als Trainer Ideen und Visionen haben wie die Mannschaft spielen soll. Und wenn die Ideen auf dem Spielfeld umgesetzt werden, macht mich das persönlich glücklich. Man genießt diesen Moment. Basketball ist für mich etwas kreatives, wie eine Kunst. Und noch was ganz wichtiges: ich erlebe Sportler und deren Eltern, die das Spiel lieben und leben, die bereit sind zu helfen, eigene Zeit zu investieren für die Sportart. Ich darf die Vereinsidee mitentwickeln, die all diese Leute im Verein verbindet. Es ist einfach ein super Gefühl, diese Atmosphäre täglich genießen zu dürfen und selber ein Teil davon zu sein.“

Marcus Boljahn

Pressesprecher RSV Eintracht